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Mein neues Leben mit Leukämie
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Auf der Station 2023 der Onkologie

Am nächsten Tag bekomme ich meinen zentralen Venenkatheter, kurz ZVK, gesetzt. Unter einem ZVK versteht man einen Katheter, der in eine größere Körpervene am Hals eingeführt wird. Über den ZVK kann man intravenös Medikamente und Infusionen zuführen oder den zentralen Venendruck messen. Ein Schlauch, der mit vier Zugängen ausgestattet ist, führt von der Öffnung am Hals etliche Zentimeter (19 cm) direkt bis zum Herzvorhof.

Der Tag auf der Station beginnt mit dem Wecken um 7:30 und dem anschließenden Duschen. Das Frühstück und die Reinigung der Zimmer erfolgt im Nachgang. Bei der täglichen Visite bekommen wir Patienten immer unsere aktuelle Entwicklung und unsere Blutwerte mitgeteilt. Aktuelle Behandlungsmethoden werden ebenfalls besprochen.

Der Befund sagt aus, dass 90 % meiner gesunden Zellen schon zerstört waren, aber dieses Ergebnis für den Behandlungserfolg nicht ausschlaggebend sei. „Unser Ziel ist es, Sie als geheilt zu entlassen“, teilt mir der zuständige Arzt mit. Diese gute Heilungsprognose stärkt mein Vertrauen in die Ärzteschaft. Ich fühle mich gut betreut. Meine bisherigen Krankheitssymptome und die ermittelten Befunde führten zu keiner genauen Typisierung „meiner“ akuten myeloischen Leukämie. Daher erfolgt eine Klassifizierung in der Gruppe „hoch“, was aber nichts über den Behandlungserfolg aussagt. Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Marker diagnostiziert wurden, die als eine Art Krebsbeschleuniger fungieren und den Aufbau der bösartigen Zellen noch verstärken und die gutartigen Zellen vernichten. Über eine dreitägige Medikamentengabe sollen die Marker zunächst daran gehindert werden, weiter aktiv zu sein.

Im Anschluss daran beginnt eine 7 Tage und 24 Stunden dauernde Chemotherapie, die mir über den ZVK zugeführt wird, Viele verschiedene Beutel voller Flüssigkeiten hängen an einem von uns Patienten als „Weihnachtsbaum“ bezeichneten Ständer, der nun mein ständiger Begleiter wird. Zum Glück komme ich mit leichteren Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Übelkeit davon. Nach 3 Tagen Erholung nehme ich 15 Tage lang noch einmal die gleichen Medikamente zur Bekämpfung der Marker ein. Am 28. Tag seit Behandlungsbeginn wird eine erste Punktion des Knochenmarks durchgeführt, die darüber Auskunft geben soll, wie gut die Therapie angeschlagen hat. Die Uniklinik Göttingen arbeitet eng mit dem Zentralregister der Uniklinik Ulm zusammen, wo das entnommene Material ebenfalls gründlichst untersucht wird. Die Ergebnisse kommen ein paar Tage später aus Ulm zurück. Mein Blut ist sauber, es wurden keine bösartigen Zellen mehr gefunden.

Was an einem der ersten Tage schon klar ist, dass ich in jedem Fall eine Knochenmarktransplantation erhalten muss, denn für meine Krankheit reicht eine Chemotherapie nicht aus.

In der gesamten Zeit gehe ich sehr viel auf den Fluren der Uniklinik spazieren. Leider kann ich keine Treppen steigen, ohne in Atemnot zu geraten. Ein Ergometer auf der Station wird auch öfters von mir benutzt. So kann ich meine Ausdauer und Mobilität ein Stück weit erhalten, was mich sehr motiviert. Mein Weg führt mich täglich in den Andachtsraum. Dort habe ich mir die nötige Kraft geholt.

Viele gute Freundinnen und Freunde unterstützen mich in dieser schwierigen Zeit telefonisch. Täglich bekomme ich Besuch von einem Mitglied meiner Familie, was mir auch sehr hilft. Großes Glück habe ich auch mit meinem Zimmergenossen, der wie ich über die gleiche positive Einstellung verfügt, so dass wir uns in dieser bewegenden Zeit austauschen und bei Bedarf gegenseitig Mut zusprechen können.

Nach ca. fünf Wochen verlasse ich die Klinik das erste Mal und werde für eine gute Woche auf „Heimaturlaub“ nach Hause entlassen.

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